Dazu Tiemo Wölken, SPD-Europaabgeordneter für Weser-Ems, Nord-Niedersachsen und Bremen, sowie umweltpolitischer Sprecher der sozialdemokratischen S&D-Fraktion:
„Die Ankündigungen aus dieser Woche haben in weiten Teilen der Belegschaft zu Recht Wut, Empörung und Verunsicherung ausgelöst. Das VW-Management hat es zu lange nicht geschafft, die Weiterentwicklung der Produktpalette zukunftssicher zu forcieren. Zudem hat man bei der Strategie zur Elektrifizierung augenscheinlich auf das falsche Pferd gesetzt, indem höherpreisige Modelle des Premiumsegments priorisiert wurden. Unterdessen ist der Druck ausländischer Mitbewerber gerade im Massenmarkt der günstigeren Fahrzeugklassen immer stärker geworden. Diese Fehler müssen jetzt so schnell wie möglich adressiert werden.
Fest steht aber auch: Die vorgeschlagenen Kürzungspläne sind in ihrer jetzigen Form absolut inakzeptabel. Die Fehler der Konzernführung dürfen am Ende nicht zulasten von Tausenden Arbeitnehmer*innen gehen. Im Gegenteil: Bei Volkswagen gab es Fortschritt und Erfolge immer mit der Belegschaft und nicht gegen sie! Wir müssen jetzt alles dafür tun, die Beschäftigungsgarantie zu erhalten und bestehende Standorte zu sichern und zu entwickeln. Die Entlassung von vielen Fachkräften mit langjähriger Erfahrung würde dem zukunftssicheren Umbau bei VW gefährden, anstatt ihn zu unterstützen. Darum wird die SPD an der Seite der Gewerkschaften um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.
Das VW-Werk-Emden hat in den vergangenen Jahren Investitionen von über einer Milliarde Euro erhalten und ist für die Zukunft sehr gut gerüstet. Darauf muss aufgebaut werden. Für das eigenständige VW-Werk in Osnabrück fehlt weiterhin eine langfristige Perspektive. Das ist besonders bitter, weil dieser Standort immer schon für Innovation und Flexibilität stand. Diese beiden Faktoren können auch in der Zukunft genutzt werden und gerade der Kernmarke wertvolle Dienste leisten. Ich erwarte daher, dass den Beschäftigten an beiden Standorten eine Perspektive eröffnet wird.
Wenn Friedrich Merz und andere jetzt die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobil-Branche bemängeln, müssen Sie sich zu allererst auch an die eigene Nase fassen: Sie waren es, die mit ständigen Attacken auf E-Mobilität und Scheinlösungen wie E-Fuels dazu beigetragen haben, dass VW und andere den Anschluss in vielen wichtigen Exportmärkten verloren haben und heimische Verbraucher verunsichert wurden. Im wichtigen chinesischen Markt z.B. dominieren elektrische Fahrzeuge mittlerweile die Neuzulassungen, gleichzeitig bricht der Marktanteil der deutschen Autobauer ein.
Die Politik kann das ihrige beitragen, etwa durch neue Unterstützungsmodelle, um E-Autos erschwinglicher für Normalverdiener zu machen. Frankreich hat dazu beispielsweise ein sehr erfolgreiches Social-Leasing Programm aufgelegt, dass auch einkommensschwächeren Haushalten den Einstieg in die E-Mobilität ermöglicht. Ein solches Programm könnte mit den Einnahmen aus dem neuen Emissionshandel für Gebäude und Fahrzeuge finanziert werden.