Wenn ich auf den Januar zurückschaue, war er für mich proppenvoll mit Aufgaben und für den Jahresanfang ganz ungewöhnlich intensiv. Es ist viel in Bewegung derzeit, das ist überall zu spüren. Aber fast alles davon in wenigen Stunden auf die eine oder andere Weise präsentiert zu bekommen, ist schon etwas Besonderes: Am Freitag stand eine Regionalbereisung im Landkreis Gifhorn auf meinem Programm.
Solche Reisen gehören für mich seit vielen Jahren ganz selbstverständlich dazu, nur von Hannover aus lassen sich die Verhältnisse in einem großen Land wie Niedersachsen nicht wirklich beurteilen. Es wurden spannende Stunden mit großen Themen:
- Der Hinweg:
Schon die Anreise war interessant. Im Einzugsgebiet der Aller ist das Hochwasser überall noch sichtbar, vor allem auf den Feldern steht überall noch Wasser. Es wird noch dauern, bis das Wasser abgeflossen ist und wieder normale Verhältnisse herrschen. Und so ist es auch in vielen anderen Teilen Niedersachsens.
- Transformation:
In Gifhorn befindet sich ein Werk der Continental AG mit etwa tausend Beschäftigten, die für die Automobilindustrie produzieren. Manche der Produkte werden nicht mehr nachgefragt, andere lassen sich anderswo wirtschaftlicher herstellen und deswegen will das Unternehmen den Standort aufgeben.
Das Besondere ist aber, dass man sich besondere Mühe bei der Weitervermittlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt und sie passgenau weiter qualifiziert, auch für andere Tätigkeiten.
Die Zwischenbilanz ist erstaunlich gut: Stiebel-Eltron übernimmt dreihundert Beschäftigte und will in Gifhorn ein Werk für die Produktion von Wärmepumpen eröffnen, Siemens Mobility in Braunschweig übernimmt andere Arbeitnehmer für den Eisenbahnbau und weitere Unternehmen befinden sich mit der Conti in ernsthaften Gesprächen. Es gibt die realistische Chance eines nahtlosen Übergangs für alle Betroffenen – ein schönes Beispiel und vielleicht ein Vorbild auch für andere Unternehmen.
- Landwirtschaft:
Weiter ging’s bei einem Gespräch mit dem Landvolk im Kreis Gifhorn zu den aktuellen Protesten der Landwirte, aber das war erst der Auftakt.
Der Hinweis, dass die Demos noch lange nicht vorbei seien, wurde dann bei der Weiterfahrt nach Wahrenholz eindrucksvoll bestätigt. Einige hundert Landwirte bildeten mit ihren Traktoren und ihren Warnleuchten im Dunkeln ein eindrucksvolles Spalier rechts und links entlang der Straße. Das war eine Mischung von Protest und freundlichem Empfang, denn die Haltung der Landesregierung in der aktuellen Auseinandersetzung ist bei den Bauern sehr positiv wahrgenommen worden.
Es folgte ein gutes Praxisbeispiel mit einem Becher Milch bei Bauer Evers in Wahrenholz. Das ist ein Familienbetrieb, der seit fünfhundert Jahren und neunzehn Generationen auf derselben Hofstelle Landwirtschaft betreibt. Traditionell eher ein Betrieb der Milchwirtschaft, sind Evers jetzt aber nicht mehr nur Land-, sondern auch Energiewirte und versorgen das halbe Dorf mit Wärme aus der Holzhäckselverbrennung. Das ist übrigens kein Einzelfall, viele Landwirte sind bemerkenswert innovativ.
- Kampf gegen Rechtsextremismus:
Der Landkreis Gifhorn hat einen überdurchschnittlichen Anteil von AfD-Wählern, aber auch eine sehr starke Gegenbewegung. Immerhin vier Bündnisse gegen Rechts haben sich im Landkreis gebildet und auch mit denen habe ich mich getroffen. Es ist wirklich ermutigend zu sehen, dass nicht nur in den Städten auf großen Demos, sondern auch im ländlichen Raum das Engagement gegen Rechts immer stärker wird. Herzlichen Dank für diese Arbeit, die Hinweise auf mögliche Unterstützung habe ich mitgenommen.
- “Auf ein Wort“:
Traditionell bildet eine Bürgerversammlung immer den Abschluss eine solcher Tour, so auch diesmal. Die Veranstaltung war ungewöhnlich voll, zweihundertfünfzig bis dreihundert Menschen werden es gewesen sein und viele konnten nicht mehr hineinkommen.
Es wurde ein Abend in einer freundlichen Atmosphäre mit vielen guten und kritischen Fragen zu allen möglichen Themen. Eines ist allerdings nicht passiert: Die von manchen erwartete Auseinandersetzung mit Anhängern der AfD fand nicht statt – weil sie nicht da waren oder sich nicht gemeldet haben, ich weiß es nicht. Schade eigentlich, aber auch nicht untypisch.
Am Ende dieser Reise war ich jedenfalls wochenendreif, gelohnt hat sie sich aber allemal. Es ist viel in Bewegung derzeit, vieles aber eben auch in die richtige Richtung.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.